CDU Stadtverband Trossingen

Dampfender Eintopf unterstützt „Ärzte in der Dritten Welt“

Zum neunten Male seit dem Jahr 2004 blieben am Volkstrauertag viele Trossinger Küchen kalt -  der  CDU-Stadtverband hatte zum „Suppensonntag“ in das Brenz-Gemeindehaus eingeladen. Der Erlös ist wie immer für die  Arbeit der „Ärzte für die Dritte Welt“ bestimmt.
Dass der Suppensonntag von Jahr zu Jahr beliebter wird, mag mitunter an der Tatsache liegen, dass Trossinger Ärzte, wie die Zahnärztin Dr. Bärbel Geiger, die schon zwei Mal im Einsatz für Ärzte für die Dritte Welt auf den Philippinen und in Kolumbien war, sowie Dr. Joachim Gollnau, der bereits seinen insgesamt sechsten Einsatz hinter sich hat, über den er am Suppensonntag berichtete, für viele Bürger aus Trossingen und der Umgebung die „greifbare Garantie“ dafür sind, dass ihre Spende, sei es in Form der Teilnahme beim Suppensonntag oder weiterer teils großzügiger Geldspenden, auch dort sehr wirksam ankommen, wo sie dringend gebraucht werden, nämlich für die Gesundheit der Ärmsten der Armen.
                                           
So mussten um die Mittagszeit zusätzlich zu den ca. 160 gedeckten Plätzen weitere Tische und Stühle zugestellt werden, um dem Andrang der Besucher Herr zu werden. Das Suppensonntag-Küchenteam um Renate Hog, Claudia Merz und Günther Kapphan hat die Mühe gerne auf sich genommen und bereits am frühen Sonntagmorgen um sechs Uhr damit begonnen, kiloweise Gemüse, Kartoffeln und Fleisch für den so begehrten Eintopf zu schnippeln und zu kochen. Doch bereits kurz vor 13 Uhr hieß es „ausverkauft“ – alle 450 Portionen -  so viele wie noch nie – waren weg. Hungrig musste dennoch niemand nach Hause, die leckersten Kuchen und Torten, gebacken von den CDU-Stadtverbandsdamen fanden ebenso reißenden Absatz, so dass sich Dr. Joachim Gollnau bereits jetzt auf einen „dicken Scheck“ für die Arbeit der Ärzte in der Dritten Welt freuen darf. Einen weiteren Beitrag hierzu leistet auch der Handarbeitskreis der evangelischen Kirchengemeinde Trossingen. Leiterin Jutta Appenzeller und ihr Team hatten im Foyer des Brenz-Gemeindehauses wie in den vergangenen zwei Jahren einen Stand aufgebaut mit einer bunten Auswahl von Handarbeitsartikel, aber auch selbstgemachter Marmelade. „Der Erlös vom heutigen Verkauf geht an die Aktion „Ärzte für die Dritte Welt“, erklärte Jutta Appenzeller „wie jedes Jahr findet dann an vier Tagen vom Freitag 30. November bis Montag 3. Dezember  unser großer Adventsbasar des Handarbeitskreises mit Büchertisch hier im Brenz-Gemeindehaus statt“.
 
Dr. Joachim Gollnau im Einsatz für Ärzte in der Dritten Welt
Mit auf seine Reise nach Kalkutta mit spannenden Eindrücken, die er in knapp 60 Bildern festgehalten hatte, nahm Dr. Joachim Gollnau die Besucher des Suppensonntags. Es war seit 2003 sein sechster Einsatz über fünf Wochen von Mitte August bis Ende September 2012. Seit seinem letzten Einsatz in Nairobi/Kenia waren drei Jahre vergangen „jedes Jahr geht ein solcher Einsatz wirklich nicht“, so Gollnau der in 2012 zum wiederholten Male nach Kalkutta/Indien geflogen ist, wo die „Ärzte für die Dritte Welt“ ihr größtes Projekt betreiben, und Dr. Gollnau mit dem Leiter des Projekts Dr. Tobias Vogt, einem 45-jährigen Internisten seit Jahren befreundet ist. In Kalkutta, einer Stadt mit14,5 Millionen Einwohnern – mehr als in Baden-Württemberg – sind täglich drei Teams mit jeweils zwei bis drei Ärzten unterwegs zu den verschiedenen Slumambulanzen. „Jeder Arzt behandelt täglich etwa 100 Patienten“, deshalb seien auch wegen der Sprachschwierigkeiten weitere heimische Mitarbeiter wichtig, um die Patienten zuerst zu registrieren, beginnend mit Kindern, Frauen und dann Männer, wobei etwa 50 Prozent der zu Behandelnden Kinder seien. Medikamente werden aus der mobilen Apotheke, dies seien drei große Apothekerkisten, genauestens rationiert ausgegeben. Dass in Kalkutta Hilfe sehr nötig ist, zeigten die eindrucksvollen, teils erschreckenden Bilder von Patienten mit Schilddrüsenerkrankungen, Tuberkulose oder Lepra sowie teilweise ganz großer Unterernährung. Für schlimme TB-Fälle bei Frauen  habe „Ärzte für die dritte Welt“ eine stationäre Unterkunft geschaffen.
 
Dr. Gollnau zeigte Schicksale, deren Bilder Bände sprachen: So wurde von ihm ein zwei Monate altes greisenhaft aussehenden Baby stationär eingewiesen, da es seit sechs Wochen nur Wasser bekommen hatte.  Ein zehnjähriges Mädchen hatte seit vier Wochen nichts gegessen, sein Mund war offen, Gollnau sprach von Mundstarre, das Mädchen konnte den Mund  nicht bewegen. Nach einer Kernspintomographie des Kopfes stellte sich eine komplette Hirntuberkulose heraus. Ob die jetzige Behandlung anspreche, weiß Gollnau nicht „solche Fälle gehen mir allerdings nicht aus dem Kopf“.
 
Als riesiges Problem bezeichnet Dr. Gollnau die vielen fehlernährten Kinder. “Wir haben zwar eine eigene Kinderstation für 16 Kinder eingerichtet, auf der sie zwei Wochen lang aufgefüttert werden können, doch leider gelingt dies nicht immer“. Grund hierfür seien oft schwierige Familiensituationen „es herrscht eine völlig andere Mentalität wie in Deutschland“. Er  hegte die Hoffnung, dass Pater Stephen Michael CMF, Superior der Claretiner auf dem Dreifaltigkeitsberg, ein aus Indien stammender deutscher Ordensgeistlicher, der als weiterer Referent des Suppensonntags einen Vortrag über das Christentum in Indien hielt, mit seinen Ratschlägen weiterhelfen könne.
 
Aber auch Spendengelder in bar hatte Dr. Gollnau auf seiner letzten Kalkutta-Reise mit dabei, schließlich weiß sein Freund Dr. Vogt am besten, wo vor Ort die Not am größten ist. So konnte Farbe für dringende Malerarbeiten gekauft werden, an einem Waisenhaus für Aids-Kinder konnten die Maurerarbeiten für einen Anbau sowie eine Dachsanierung finanziert werden. Einen weiteren „ordentlichen Betrag“ habe er einem Waisenhaus bei den Mutter-Theresa-Schwestern in Kalkutta, wo eine ihm bekannte Schwester aus Bad Dürrheim seit 20 Jahren tätig ist, überlassen. Und auch für die unterernährten Patienten wurde mit dem Geld gesorgt, allerdings zweckgebunden als Essenspakete mit Reis, Mehl, Öl, Eiern oder Bananen.
 
Dass ein Arzt, wie Dr. Joachim Gollnau bei solch einem persönlichen unentgeltlichen fünfwöchigen Höchsteinsatz zwischendurch ein oder zwei Tage „Auszeit“ benötigt, versteht sich von selbst: So hatte er auch einige beeindruckende Fotos von einem „Erlebnis von Kunst und Harmonie“ mitgebracht, denn „an einem der zwei freien Wochenenden habe ich mir gemeinsam mit einem Dresdner Kollegen einen langen Traum erfüllt, wir besuchten die Jama Masjid, die größte Moschee Indiens, zwei Autostunden von Dehli entfernt“.
 
Bildtext: Der Suppensonntag des CDU-Stadtverbandes Trossingen zugunsten „Ärzte in der Dritten Welt“ erfreut sich seit neun Jahren wachsender Beliebtheit. Dr. Joachim Gollnau aus Trossingen berichtete über seinen Einsatz 2012 in Kalkutta.